BLUMENWEG

BLUMENWEG

von Monika Kramer

Wie kommt man zu Ikebana?

Das ist die erste Frage, die Unbeteiligten in den Sinn kommt. Jeder hat dazu eine ganz eigene Geschichte. Dies ist meine.

Im Jahr 2003, als meine Söhne noch klein waren, hatten wir die Chance über den Beruf meines Mannes nach Tokio zu gehen. Bis dahin war Asien für mich unbekannt, fremd und auch nicht gerade ein Anziehungsmagnet. Aber die Abenteuerlust hat überwogen, und so sind wir für zwei Jahre mitten in die Millionenmetropole gezogen. Schon bei der Wohnungssuche wurde klar, das Leben ändert sich auf allen Ebenen. Kamen wir von einem Einfamilienhaus mit Garten so reizte uns jetzt das andere Extrem: Ein Apartment in einem Hochhaus im 31ten Stock. Wir hatten keinen Balkon, was ich mit zwei Kindergartenkindern als echte Erleichterung empfunden habe.

Aber – es fehlten mir der direkte Zugang zur Natur, die Gartenarbeit bei Wind und Wetter, das Gefühl in der Erde zu graben und die Blumen aus dem Garten in meinen Räumen.

Mir fiel auf, dass überall in der Stadt verteilt die tollsten floralen Gestecke standen, die unglaublich interessant und harmonisch waren, jedoch auch teilweise mit sehr wenig Material auskamen. Nicht nur Blumen haben ihren Preis in der Großstadt und wurden oft minimalistisch eingesetzt, jedoch mit überzeugender Wirkung. Diese Kunst zu lernen konnte mir die Sehnsucht nach der Berührung mit der Natur ersetzen, dachte ich. Mir war damals weder bewusst, dass so viele Arten der Arrangements, Handfertigkeiten und Techniken zu erlernen waren, noch dass die Beschäftigung mit dem gewachsenen Material so intensiv ist – meditativ.

Auch hatte ich noch nie von verschiedenen Ikebana Schulen gehört. So war es mehr ein Zufall, dass ich mit der Ichiyo Schule begonnen habe. Die Schule ist eine kleinere, aber in diesem Kurs lehrt der Headmaster, der oberste Lehrer und nicht nur irgendeiner. Dieses Argument fand ich überzeugend. Erst später habe ich von den inhaltlichen Unterschieden erfahren.

Ich habe diese Wahl jedoch nie bereut, da ich unsere Iemotos als sehr offene, freundliche und charismatische Persönlichkeiten kennengelernt habe. Auch die Verwendung von meist natürlichen Materialien und die Betonung von Linien, Bewegung und Balance empfinde ich immer als abgerundete Kompositionen.

Die Leidenschaft war einmal entzündet und brennt auch heute noch.

Monika Kramer

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